Schiffsanleger am Rhein | © Sebastian Reifferscheid

Name "Osterspai"

So entstand der Name Osterspai

Über den Ursprung des Namens der „Spay-Dörfer“ gibt es verschiedene Theorien, wobei es relativ unerheblich ist, ob sich bei der Schreibweise unterschiedliche Bezeichnungen wie: „Speya, Speie, Spelon, Speien“ u. a. ergaben.

Sinnvoll erscheint es aber in jedem Fall, denjenigen Theorien nachzugehen, die sich bei ihrer Namensdeutung an Gemeinsamkeiten der „Spay-Dörfer“ orientieren.

1. Holländische Schiffer
Wenn wir von dieser Prämisse ausgehen, so dürfte eine spezielle Namensdeutung für Osterspai, die eher einer Legende gleichzusetzen ist, von vornherein ausscheiden. Hiernach findet der Name Osterspai seine Begründung in einem Ausruf von holländischen Schiffern, die bei ihren Fahrten stromabwärts schon zwischen Filsen und Osterspai gerufen haben sollen: „Wir müssen nach Osten bei.“ Es ist zwar verständlich, dass bedingt durch die Linksdrift der Strömung zwischen Filsen und Osterspai die rechte Rheinseite anzusteuern gewesen sein mag. Dennoch kann diese Theorie nicht überzeugen. Hierfür gibt es einen ganz einfachen Grund. Der Name Osterspai bestand schon zu einer Zeit, als holländische Schiffer diesen Teil der Rheinstrecke noch nicht befahren haben. Im übrigen würde diese Theorie kritischer Betrachtung nur dann standhalten, wenn sich der Schiffsverkehr stromabwärts vornehmlich oder nur durch das „Enge Thürchen“ bewegt hätte, was aber sehr unwahrscheinlich ist.

2. Keltische Bezeichnung
Viel eher wäre schon einer Meinung zuzuneigen, die auf der keltischen Bezeichnung „swa“ oder „spa“ aufbaut, was von den Sprachforschern als Mineralquelle gedeutet wird. Es ist ja bekannt, daß unter dem Schutz der römischen Herrschaft bereits keltische Völkerstämme am Rhein angesiedelt wurden, so daß Verbindungen über den keltischen Sprachschatz zur Erklärung des Namens „Spay“ nicht auszuschließen wären. In ihrer ganz reinen Form zeigt sich diese Deutung bei dem weltberühmten belgischen Badeort Spa. Wo aber könnten sich Anknüpfungspunkte ergeben, die in unserer Gegend für sämtliche „Spay-Dörfer“ gleich wären? Wenn wir zum Beispiel an den Dinkholder Brunnen denken und uns weiter vorstellen, daß Osterspai, Oberspay und Niederspay früher in einer durch den Rhein zwar getrennten, aber doch nicht voneinander unabhängigen Auenlandschaft gelegen waren, so könnte der Dinkholder Brunnen in dieser Gegend ein gewisser Anziehungspunkt gewesen sein. Dies um so mehr, als dieser Brunnen vor vielen hundert Jahren ob seiner Qualität ein sehr begehrtes Wasser gewesen sein muß. Diese Aussagen könnten schon eine Vermutung nähren, wonach der Name Spay dem keltischen swa oder spa entlehnt sein könnte. Sie wollen nichts anderes andeuten als den Hinweis auf die Dinkholder Quelle, die in der Frühzeit, aber auch noch das gesamte Mittelalter hindurch herausragender Zentralisationspunkt der Rekreation und Gesundheitsfürsorge gewesen sein dürfte.

3. Althochdeutsche Wort „spia“ = Wasserdurchlaß bzw. Schleuße
Neuere Forschungen jedoch neigen offentsichtlich immer mehr zu der Meinung, dass der Grund für die Namensgebung für die „Spay-Dörfer“ in dem althochdeutschen Wort „spia“ zu suchen sei. Hier hat sich vor allem Heinrich Dittmaler verdient gemacht, der an das am Niederrhein und in den Niederlanden existierende Wort „spoy“ anknüpft, das etwa einen Wasserdurchlass oder eine Schleuße meint. In der Tat könnten beide Wortdeutungen, die ja nicht so sehr voneinander abweichen, auf die hydrographischen Gegebenheiten in der Welt der „Spay-Dörfer“ zutreffen. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts verharrte der Strom praktisch in seinem Urzustand. Im Jahre 1851 begann die Preißische Verwaltung damit, Felsen im Flussbett zu beseitigen. So wurden auf der Seite des Bopparder Hamm, also Osterspai gegenüber, zwei angebliche mächtige Felsbuckel, die Kabelslei und der Haberstein weggesprengt.

Weitere Stromregulierungsmaßnahmen waren eine zwangsläufige Folge angesichts der aufkommenden Dampfschiffahrt. Die vorgenommenen Arbeiten verwischen jedoch heute zum Teil mindestens die Spuren, die ehemals darauf hindeuteten, daß der Rhein zwischen Osterspai und Niederspay - wegen vorhandener Untiefen und Felsen, vermischt mit Geröllagen, zuweilen schäumte und daß er sich durch schmale und tiefe Wasserrinnen an den „Spay-Dörfern“ vorbeidrückte. Diese Stellen waren das „Enge Thürchen“ bei Osterspai und linksseitig zwischen einem Mittelsand im Flußbett und der Spayer Schottel das sogenannte „Treibende Kändel“. Weiter stromabwärts kehrt die Wassermacht wieder zurück auf die linke Seite und fließt zwischen dem „Braubacher Sand“ und Niederspay in einer schmalen tiefen Rinne hart am Ufer von Niederspay vorbei. Diese Strecke wird in unserer Mundart als „Müllekännel“ bezeichnet.

Vorbeschriebene Tatsachen lassen einen gewissen Schluß zu, wonach das niederrheinisch/holländische „Spoy“, das für Wasserdurchlass oder Schleuse steht, das aber auch das Schäumen des Wassers nicht ausschließt, in den Namen der „Spay-Dörfer“ seinen Niederschlag gefunden haben dürfte. Untiefen und das durch enge Rinnen sich durchschleusende Wasser sind gemeinsame Merkmale für alle drei „Spay-Dörfer“, die schließlich aus dem für diese gemeinsamen Merkmale stehenden Wort „Spoy“ ihre Namensbezeichnung herleiten können müßten.

RECHERCHE. KARL BENDER

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